Jubiläum 30 Jahre frauenOase Basel
Refektorium im Museum Kleines Klingental, 20. September 2024, 18h
Grusswort von Eva Herzog, Ständeratspräsidentin und Vorstandsmitglied des Vereins «frau sucht gesundheit»
Sehr geehrter Herr Regierungsrat, lieber Lukas
Liebe Päsidentin des Vereins «frau sucht gesundheit», liebe Milena
Liebe Leiterin der Frauenoase, liebe Saskia
Liebe Kolleginnen vom Vorstand
Liebe aktuelle und frühere Mitglieder des Teams der Frauenoase, auch Gründungsmitglieder!
Meine sehr geehrten Damen und Herren
30 Jahre frauenOase, schon zwei Jahre vorher wurde der Verein «frau sucht gesundheit» gegründet, der die frauenOase bis heute trägt. Ich war damals noch an meiner Dissertation über das Frauenturnen, die mich sensibilisierte für die Mängel bei der Gleichstellung zwischen Mann und Frau, nicht nur zu Beginn des 20. Jahrhunderts, meinem Untersuchungszeitraum, sondern bis heute. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre arbeitetet ich dann in der Kulturwerkstatt Kaserne und lernte auch die Aids-Hilfe kennen, bei uns in der Kaserne fand dienstags die Zisch-Bar statt – und das wohlbehütete Pflänzchen aus Pratteln, ich…, näherte sich allmählich den Realitäten des Kleinbasels an.
Wie lange es noch dauerte, bis ich beim Verein «frau sucht gesundheit» regelmässig spendete oder Mitglied war, weiss ich nicht. Gefühlt sind es an die 30 Jahre! Mich hat immer überzeugt, welchen Ansatz der Verein für seine Arbeit wählte: er stellt einen Zufluchtsort zur Verfügung, eine Oase für Frauen auf der Gasse, Drogenabhängige, oft mit HIV angesteckt, Sex-Arbeiterinnen, Obdachlose, psychisch Kranke – Frauen am Rande der Gesellschaft. Die FrauenOase ist ein Rückzugsort, einfach da für die Frauen, ohne zu moralisieren, ohne sie zu einem anderen Leben «bekehren» zu wollen.
Ja, und dann, vor bald vier Jahren, hat mich Elfie Walter, welche die frauenOase lange leitete und die ich schon lange kannte, unerwartet im Parlament angerufen. Als ehemalige Finanzdirektorin, meinte sie, könne ich ihr doch sicher einen Tipp geben für eine Frau, die sich in Finanzfragen auskenne. Es brauche ein neues Vorstandsmitglied. Mir kam auch sofort eine Frau in den Sinn – ich fragte sie an und sie hat sofort zugesagt. Aber damit war das noch nicht erledigt.
Seit ich in Bern bin, beschäftigen mich Frauenthemen sehr. Am 8. März dieses Jahres sind über 350 Frauen meiner Einladung zum Tag der Frau ins Bundeshaus gefolgt. Schwerpunktthema war die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Sie ist die Basis für tatsächliche Selbstbestimmung, deshalb setze ich mich zum Beispiel für den Ausbau von Kita-Plätzen und für die Individualbesteuerung ein – als Basis für die Berufstätigkeit beider Geschlechter.
Das sind Themen für Frauen, die einen Platz haben in der Gesellschaft, die eine Basis haben für ein gutes Leben. Erschreckend sind daneben immer wieder die Zahlen von Frauen, die Gewalt erfahren, die von Armut betroffen sind, die am Rande der Gesellschaft leben.
Als überparteiliche und über die Räte hinausgehende Frauenallianz haben wir in Bern in den vergangenen Jahren verschiedene Vorstösse lanciert und einige auch erfolgreich durchgebracht. Gerade auch im Bereich Beratungsstellen von Frauen und Gewaltprävention. Deshalb hat der Anruf von Elfie mein eigenes Interesse an einer Mitarbeit im Verein geweckt und zum Glück war das Interesse gegenseitig!
Seither nehme ich an den Vorstandssitzungen teil, sooft ich kann. Und ich bin so beeindruckt ob der ruhigen, umsichtigen, einfühlsamen und ebenso sachlichen Herangehensweise der Mitarbeiterinnen der frauenOase, allen voran der Leiterin wie auch der Präsidentin, aber natürlich aller Mitarbeiterinnen. Ich möchte euch allen meinen ganz grossen Dank und Respekt aussprechen für eure Arbeit.
Ein eindrückliches Zeichen für die gute Atmosphäre, mit klaren Regeln, das sei hier auch gesagt, und das Vertrauensverhältnis, das ihr in der Oase kreiert, ist das Jubiläumsprodukt, das später noch vorgestellt wird. Oder auch Aktionen wie eine Disco, welche auf Wunsch der Besucherinnen auch schon stattgefunden hat. Die Oase als Erholungsraum mit vielen Facetten.
Wurde die Oase in den 90er Jahren vor allem für drogenabhängige Frauen geschafften, ist der Hintergrund der Besucherinnen heute vielfältiger, teilweise sind sie mit der Oase älter geworden. Die Hauptzielgruppen wandeln sich, aber eines bleibt: Es braucht hier in Basel – und überhaupt – einen Zufluchts- und Beratungsort, der nur für Frauen da ist. Wo Frauen unter sich sind, verstanden werden, sich öffnen können und im Idealfall auch Unterstützung annehmen. Das ist häufig nur in einem frauenspezifischen Angebot möglich. Denn für diese Frauen ist das Leben ausserhalb der Oase ganz besonders - und nicht auf eine gute Art - von Männern dominiert.
Ich komme zum Schluss: Wir sind heute zusammengekommen, um all den Frauen zu danken, die seit 30 Jahren diese Oase betreiben und damit vielen Frauen in Not geholfen, ihnen ganz einfach den Alltag erleichtert haben oder auch eine neue Perspektive gegeben haben.
Ein grosser Dank geht auch an die Geldgeberinnen, an die beiden Kantone, die Stiftungen und all die privaten Spenderinnen und Spender.
Möge sich die Oase weiter und weiter ausdehnen und die Wüste ringsherum kleiner werden!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
EH/20.9.2024