Nachbarschaftsfest Beckenweg, Lysbüchel Süd, Stiftung Habitat

Samstag, 10. Juni 2023, 11.30h

(vorbereitete Rede, mündlich nicht wörtlich so vorgetragen)

 

Sehr geehrte Anwesende

Lieber Klaus

 

Sehr gerne habe ich zugesagt, heute zu Ihnen zu sprechen, hat mich Klaus Hubmann bei seiner Anfrage doch an gemeinsame Taten erinner: Vor 10 Jahren haben wir «gemeinsam» von Coop das Lysbüchel-Areal gekauft – und korrekter formuliert: die Stiftung Habitat hat gekauft, in Absprache mit dem Kanton, dass er dann einen Teil übernehmen würde.

 

Im Jahr 2016 hat der Kanton wie vereinbart von Habitat den nördlichen Teil des Areals gekauft, und entwickelt ihn heute unter dem Namen «Volta Nord». Nach einer langen Zeit der Abstimmungs- und Planungsphase werden dort 600 neue preisgünstige Wohnungen sowie Gewerbe- und Grünflächen entstehen. Einen Teil der Wohnungen erstellt der Kanton selber, einen Teil werden Genossenschaften erstellen. Schon seit 2020 ist das Schulhaus Lysbüchel erstellt und bezogen, und das Kultur- und Gewerbehaus Elys in Betrieb.

 

Heute feiert die Stiftung Habitat mit den 12 Wohnbaugenossenschaften auf dem Areal, die das Land von Habitat im Baurecht übernommen haben , die «Vollendung» von Lysbüchel Süd.

 

Und ich freue mich, dass ich heute hier sein und mitfeiern darf, wenn Pläne Realität geworden sind!

 

Für viele ist diese Ecke von Basel immer noch terra inkognita, aber das wird sich in den kommenden Jahren verändern. Das Lysbüchel war lange ein reines Gewerbeareal, auf dem Coop ein riesiges Verteilzentrum betrieb.

 

Ganz im Norden des Areals ist weiterhin lautes Gewerbe beheimatet, dort plant die Recycling-Firma Lottner eine neue Sortieranlage, aber – als weiteren Mehrwert – mit einem Schulungsraum, wo Basler Schülerinnen und Schüler den nachhaltigen Umgang mit der Natur lernen sollen, am Beispiel des Recyclings.

 

Richtung Süden, auf dem Areal der SBB soll eine Mischung aus stillem Gewerbe und Wohnen entstehen, im Norden Gewerbe, gegen Süden Wohnen, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Genossenschaften, mit dem wgn (Wohnbaugenossenschaft-Nordwest) und der Genossenschaft Jurablick.

 

 

 

Weiter gegen Süden folgt das Areal des Kantons Basel-Stadt, unter dem Namen Volta-Nord, mit dem erwähnten Kultur- und Gewerbehaus Elys, dem Schulhaus Lysbüchel, dem Lysbüchelplatz, dem Saint-Louis Park und schliesslich Wohnungen, erstellt vom Kanton selber und von Genossenschaften im Baurecht.

 

Ja, und dann sind wir auf unserer Reise durch das Areal von Norden nach Süden hier angelangt, in Lysbüchel Süd.

 

Im Gegensatz zum Beispiel zum Westfeld, wo auf dem Areal des ehemaligen Felix Platterspitals, inklusive der Nutzung des alten Spitals fast ausschliesslich von einer neu gegründeten grossen Genossenschaft rund 530 Wohnungen entstehen, wurde hier ein anderer Weg gewählt: Kleinteiligkeit.

 

Die 12'400 m2 wurden in 15 Parzellen aufgeteilt und 12 davon im Baurecht an Genossenschaften und andere Baugemeinschaften abgegeben. Die Parzellen sind eher klein, so dass möglichst vielfältige Hausgemeinschaften und Nachbarschaften entstehen können.

 

So sollte ein buntes Stück Stadt entstanden. Geprägt von Kleinräumigkeit, architektonischer Vielfalt und sozialer Durchmischung. Günstiger, städtischer und gleichzeitig qualitativ hochwertiger Wohnraum in einer lebenswerten Umgebung für fast 500 Menschen.

Menschen aus verschiedenen familiären Situationen, sozialen Schichten, Einkommens- und Altersgruppen.

 

Genau so bunt wie das St. Johann sollte auch Lysbüchel Süd werden. Der Vorteil dieses Vorgehens: Lebendigkeit und Vielfalt von Anfang an, man spürt es, wenn man hier ist. Gleichzeitig verlangt dies von den Bewohner:innen viel Initiative und Selbstorganisation. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass kleine Genossenschaften mit der Selbstverwaltung auch überfordert sein können. Die Zeit wird es zeigen – und es ist auch immer möglich, sich für professionelle Verwaltung Unterstützung zu holen oder dass sich einzelne Genossenschaften zusammenschliessen.

 

Zwei Gebäude wurden stehen gelassen, unter anderem das ehemalige Weinlager von Coop. Es wurde 1955 erstellt und wurde nun zu einem Wohnhaus mit günstigen Wohnungen für Menschen in verschiedensten Lebenssituationen umgebaut.

 

Im Zeichen der Nachhaltigkeit setzt auch Habitat bei der Planung für Lysbüchel Süd auf die Begrenzung der Wohnfläche und die Kostenmiete. Unter anderem zu diesen zwei Kriterien macht Habitat den Baurechtnehmenden auf Lysbüchel Süd verbindliche Vorgaben.

 

Ja, und damit sind wir bei allgemeinen Wohnthemen angelangt: gemeinnütziger Wohnungsbau, preisgünstiger Wohnungsbau, nachhaltiger Wohnungsbau.

 

Geringerer Flächenverbrauch ist ökologisch und mindert den Druck auf dem Wohnungsmarkt, wo die stetige Zunahme der Wohnfläche des und der einzelnen dazu beiträgt, die Leerwohnungszimmer runter und die Mieten in die Höhe zu treiben.

 

Die Kostenmiete ihrerseits mit dem Prinzip, dass die Mieten so hoch sind, dass die Kosten bezahlt werden können plus eine zusätzliche gemässigte und klar definierte Rendite, welche für künftige Investitionen ins Objekt notwendig ist, wie es das Prinzip der Genossenschaften und anderer gemeinnütziger Bauträger ist. Sie wirkt den konstant steigenden Preisen für Immobilien entgegen und damit der Mieten, welche die Leute wieder zunehmend belasten.

 

Und das Gemeinschaftliche: dies wird bei diesem Projekt besonders gross geschrieben, sei es in den einzelnen Häusern, sei es in der Bebauung als Ganzes und symbolisch steht dafür das heutige Nachbarschaftsfest.

 

Seit drei Jahren bin ich jetzt Präsidentin von Wohnbaugenossenschaften Schweiz, dem Dachverband der gemeinnützigen Wohnbauträger in der Schweiz. Es sind die genannten Themen, die mich bei dieser Tätigkeit beschäftigen und es ist faszinierend, in welcher Vielfalt diese Kernthemen in unserer Branche umgesetzt werden: wie experimentiert wird bei der Architektur, bei den Wohnformen; wie versucht wird für alle Lebensphasen und sich verändernden Bedürfnisse die passende Wohnform zu finden, die wiederum möglichst flexibel bleiben soll, da sich die Bedürfnisse im Verlauf des Lebens und mit der Zeit ändern – und dies alles immer mit dem Augenmerk auf Nachhaltigkeit.

 

Zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt, immer noch mehrheitlich als Baurechtsgeber, den Wohnbaugenossenschaften und anderen gemeinnützigen Stiftungen und Bauträgern ist es gerade auch die Stiftung Habitat, welche massgeblich dazu beiträgt in unserer Stadt, günstigen Wohnraum zu schaffen und auch immer wieder originelle Konzepte zu entwickeln - wie zum Beispiel die Musikhäuser hier im Lysbüchel, darauf muss man erst mal kommen!

 

Wir haben keine Situation wie in Zürich, aber es ist auch in Basel derzeit schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Und ich hoffe gerade deshalb sehr auf eine gute politische Lösung bei den anstehenden Diskussionen, damit das riesige Potential auf dem Klybeck auch wirklich ausgeschöpft werden kann.

 

Damit möchte ich aber nicht länger werden, Essen und Getränke stehen bereit, der Apéro von Habitat gespendet, Essen von Ihnen allen mitgebracht, echt nachbarschaftlich – wohl bekomm’s!

 

EH 10.6.2023