«Gleichstellung der Geschlechter» - Jetzt!

Die Gleichstellung von Frau und Mann hat sich zweifellos verbessert, aber es bleibt einiges zu tun. Insbesondere ist ein Trend zu beobachten, dass basierend auf den Forderungen des Gleichstellungsgesetzes Benachteiligungen von Männern der Vorrang gegeben wird und jahrzehntealte Forderungen der Frauen hintenangestellt werden, Stichworte: Altersreform, Lohngleichheit, falsche Anreize im Steuersystem, Unterhaltszahlungen bei Scheidungen, mangelnde Kinderbetreuung.

Trotz bestehender Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern soll zuerst das Rentenalter der Frauen heraufgesetzt und an dasjenige der Männer angepasst werden. Kürzlich ergangene Leiturteile des Bundesgerichts reduzieren die Unterhaltszahlungen an Frauen, die zugunsten der Betreuung der Kinder auf berufliche Tätigkeit verzichtet haben, obwohl das Steuersystem die berufliche Tätigkeit von verheirateten Frauen nicht begünstigt und zu wenig Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen.

Die Individualbesteuerung ist längst überfällig. Als Mitglied des Initiativkomitees «Für eine zivilstandsunabhängige Individualbesteuerung (Steuergerechtigkeits-Initiative)» setze ich mich dafür ein, dass jede und jeder einzelne unabhängig vom Zivilstand besteuert wird. Nur die Individualbesteuerung beseitigt sowohl Heiratsstrafe wie Heiratsvorteil bei der Besteuerung und schafft so finanzielle Anreize für die Berufstätigkeit verheirateter Frauen, fördert ihre finanzielle Selbständigkeit und entsprechend eine ausreichende finanzielle Absicherung im Alter.

Um die finanzielle Selbständigkeit von Frauen zu garantieren braucht es ausserdem mehr Möglichkeiten für eine qualitativ gute und preisgünstige Kinderbetreuung. Eine flächendeckende vorschulische Kinderbetreuung kommt auch der Chancengleichheit der Kinder entgegen, und langfristig sind unsere qualitativ beispielhaften Volksschulen aus dem 19. Jahrhundert zu Tagesschulen umzubauen, den Bedürfnissen der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts folgend.

Gender Data Gap  und deren Folgen: Um die Benachteiligung von Frauen belegen zu können, braucht es die notwendigen Daten, hier bestehen nach wie vor Lücken, der sogenannte «Gender Data Gap» in Bereichen wie Gesundheit/Medizin, Wissenschaft, Stadtplanung, Ökonomie usw., was durchaus einschneidende Folgen haben kann. Meine Motion «Verbesserung der Datenlage bezüglich Auswirkungen auf die Geschlechter, 20.3588» wurde gegen den Willen des Bundesrats vom National- und Ständerat angenommen. Der Bundesrat wurde somit beauftragt «….sicherzustellen, dass alle massgeblichen Statistiken und Studien des Bundes nach Geschlechtern aufgeschlüsselt beziehungsweise deren Auswirkungen auf die Geschlechter untersucht und dargestellt werden.»