Rund 3/4 der Schweizer Bevölkerung lebt in urbanen Gebieten. Rund 2/3 aller Arbeitsstätten und über 3/4 der Schweizer Grossunternehmen befinden sich auf städtischem Boden. Die Städte sind nicht nur Wohn- und Arbeitsort für die Mehrheit der Bevölkerung, sondern auch die Innovationstreiber des Landes. Urbane Zentren spielen eine massgebliche Rolle als Universitätsstandorte und Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Dabei sind sie auf den direkten Austausch und die Kooperation mit dem Ausland angewiesen.
Diese städtische Realität und das Bewusstsein um deren Wichtigkeit sind im Schweizer Politbetrieb nur ungenügend angekommen. Die Schweiz leistet sich ein vergangenheitsorientiertes Narrativ einer ländlichen Schweiz. Ohne die Wirtschaftskraft und Innovation der Städte gäbe es den heutigen Wohlstand nicht. Doch die Wirtschaftsverbände schliessen lieber einen Pakt mit dem Bauernverband und blockieren so gemeinsam - divergierender Interessen zum Trotz - Geschäfte, die für eine Schweiz von morgen zentral sind. Beispiel Agrarpolitik 22+ und Artenschutz. In diesem Allianzgefüge wird das rückwärtsgewandte Bild der «Heidi-Schweiz» gepflegt und kultiviert, statt Realitäten anzuerkennen und den Blick nach vorn zu richten. Politisiert wird basierend auf einer idyllischen Vorstellung unseres Landes, die es so nicht mehr gibt – oder noch nie gegeben hat. Der landwirtschaftliche Selbstversorgungsgrad wird zum Primat erhoben, während unser Verhältnis zu Europa ungeklärt bleibt. Damit verschweigen wir, wovon wir leben und was die Städte leisten.
Meine Wiederwahl vorausgesetzt, werde ich das Ständeratspräsidium 2024 dafür nutzen, die Anliegen und Leistungen der Städte hervorzuheben. Dabei möchte ich die Offenheit der Städte betonen, am Beispiel der Grenzregion Basel. Offene Grenzen sind die Voraussetzung für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenleben in unserer Region. Ich möchte eine Städteallianz schaffen, in Zusammenarbeit mit dem Städteverband! Ich träume von einem «Haus der Städte» in Bern, ein Ort, der Treffpunkt für die Bevölkerung und Entscheidungsträger:innen aber auch Restauration und Kulturort gleichermassen sein soll.
Es ist Zeit, dass sich die Städte Gehör verschaffen!